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Gasaustritt

Techn. Hilfe > sonstige techn. Hilfeleistung
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Einsatzort Details

Calw, Tübinger Straße
Datum 21.08.2017
Alarmierungszeit 13:59 Uhr
Alarmierungsart Meldeempfänger
eingesetzte Kräfte

Feuerwehr Calw Abteilung Calw
Feuerwehr Calw Abteilung Stammheim
Fahrzeugaufgebot   KdoW II (-2022)  Löschgruppenfahrzeug 16/12-1  Tanklöschfahrzeug 24/50  Rüstwagen 2  Einsatzleitwagen 2  KEF  MTW Abt. Calw I  Gerätewagen Atemschutz/Strahlenschutz (-2020) (a.D.)  LF 16 Abt. Stammheim (-2019) (a.D.)

Einsatzbericht

Nach dem Ausrücken des Einsatzleiters (EL) wurde dieser von der Leistelle (LST) darüber informiert, dass der KBM am Landratsamt abgeholt werden musste. Der KBM wurde vom EL abgeholt. An der EST stellte sich folgende Lage dar:

Lage beim Eintreffen des EL
Auf Grund der unklaren Lage wurde der KdoW 1 zunächst auf der Tübinger Straße abgestellt und die Erkundung begonnen. Eine Polizeistreife sowie ein Mitarbeiter der ENBW (Herr Timo Schmidt) befanden sich bereits vor Ort. Auf der zur Bäckerei Pfrommer, ALDI und LIDL gelegenen Seite des Areals, standen auf einer Treppe, vor dem Raum, in welchem die Hauptgasleitung des Gebäudes verlief, 10 rote Gasflaschen. Zu diesem Zeitpunkt waren diese Gasflaschen direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt. In diesem Bereich konnte Gasgeruch festgestellt werden. Eine nicht bestimmte Anzahl dieser Gasflaschen sollte sich, gemäß der Aussage eines Mitarbeiters, im geöffneten Zustand befinden. Auf dem Dach des Raumes, in welchem die Hauptgasleitung verlief, konnte durch dort befindliche Öffnungen starker Gasgeruch festgestellt werden. Zu diesem Zeitpunkt war nicht auszuschließen, dass in diesem Raum weitere geöffnete Gasflaschen standen, oder die Hauptgasleitung beschädigt bzw. manipuliert wurde. Das ausgeströmte Gas (Propan/Butan) ist schwerer als Luft, es konnte auch nicht ausgeschlossen werden, dass dieses Gas durch die tieferliegende Tür in den Raum mit der Hauptgasleitung gelangte und sich dort in Bodennähe eine explosionsfähige Atmosphäre befand. Zu diesem Zeitpunkt musste von einer Explosionsgefahr ausgegangen werden. Die Explosionsgrenze von Propan liegt bei 1,7 und bei Butan bei 1,5 Vol. %, beide Gase sind hochentzündlich.
Auf Grund der aktuellen Terrorlage wurde durch die Polizei ein Delaborierer angefordert.

Einsatzmaßnahmen
Im Hinblick auf die Erkundungsergebnisse wurde durch den Einsatzleiter veranlasst, dass der Bereich etwa 100 m vor dem Fundort der Gasflaschen abgesperrt wird und dass der GW-AS direkt nach dem LF 1/44-1 ausrückt. Nach Absprache mit dem KBM und der Polizei wurde des Weiteren veranlasst, dass die Discounter ALDI, LIDL und die Bäckerei Pfrommer geräumt werden. Diese Aufgabe wurde von der Polizei übernommen.

Das LF 1/44-1 und der GW-AS waren um 14:13 Uhr an der Einsatzstelle. Die Fahrzeuge wurden etwa 50 Meter vor der Absperrung aufgestellt. Nach Sicherstellung des Brandschutzes, durch die Besatzung des LF 1/44-1 und Bereitstellung eines Atemschutz- und Rettungstrupps, wurden mit den jetzt vorhandenen Messgeräten erste Gasmessungen durchgeführt. Die Messungen im direkten Umfeld der abgestellten Gasflaschen ergaben 30 ppm. Die Flaschen wurden daraufhin zugedreht. Der Gasgeruch in diesem Bereich verflüchtigte sich nach etwa 10 Minuten, der Gasgeruch aus dem Raum mit der Gashauptleitung blieb jedoch konstant.
Auf Grund der geringen Personallage, wurde die Abteilung Calw um 14:24 Uhr ein weiteres Mal alarmiert.
Um 14:42 Uhr wurde der OB verständigt. Der OB kam zur EST.
Um 14:50 Uhr wurde der ehemalige Kommandant, auf Grund seiner Ortskenntnisse des Geländes zur Einsatzstelle gebracht. Herr Rentschler wurde als Fachberater eingesetzt.
Um 14:55 Uhr wurde der RW alarmiert, um später über das Ex-geschützte Lüftungsgerät, den Raum mit der Gashauptleitung be- oder entlüften zu können.
Die Tür, die zum Raum mit der Gashauptleitung führte, war verschlossen. Mit Hilfe des vorhandenen Feuerwehrplans wurde auf dem ehemaligen Bauknecht-Areal ein weiterer Zugang zu diesem Gebäude gesucht. Durch einen Mitarbeiter des Liegenschafts- und einen Mitarbeiter des Tiefbauamtes wurde versucht den neuen Besitzer des Gebäudes zu erreichen und den Verlauf der Gasleitung auf dem Gelände ausfindig zu machen. Beides ohne Erfolg. Um den Zugang zu diesem Raum zu erlangen, wurde über das Freischaltelement die BMA ausgelöst. Der Schlüssel wurde entnommen und dem EL übergeben. Um evtl. Zündfunken zu vermeiden, wurde der Raum zu diesem Zeitpunkt nicht geöffnet. Das Eintreffen des Delaborierers wurde abgewartet, um den Raum über Deckenöffnungen mit einem Endoskop zu kontrollieren und ihn anschließend zu öffnen.
Um 15:31 Uhr meldete sich ein Mitarbeiter, des auf dem Gelände liegenden Getränkelagers der Fa. Kusche über Telefon. Er meldete im Bereich des Getränkelagers Gasgeruch, der im Bereich des vermuteten Verlaufs der Gashauptleitung auch wahrgenommen werden konnte. Im Bereich des Getränkelagers wurden Gasmessungen durchgeführt, es konnte keine Gaskonzentration festgestellt werden. Der Mitarbeiter konnte, da das Getränkelager außerhalb des Gefahrenbereichs lag, im Getränkelager verbleiben.
Um 15:41 Uhr konnte die Gaszufuhr zum Gebäude, durch einen Mitarbeiter der ENBW abgestellt werden.
Um 16:29 Uhr wurde der Raum durch den Delaborierer mittels Endoskop kontrolliert, es befanden sich keine Personen oder Gasflaschen in diesem Raum. Zu diesem Zeitpunkt war auch bekannt, dass es keinen weiteren Zugang zu diesem Raum gab. Im Anschluss daran konnten durch die Deckenöffnungen weitere Gasmessungen durchgeführt werden. Es konnte keine explosionsfähige Konzentration festgestellt werden, Gasgeruch konnte noch wahrgenommen werden.
Um 16:48 Uhr wurden die vor dem Raum stehenden Gasflaschen durch die Kripo gesichert und zur Spurensicherung beschlagnahmt. Anschließend wurde die Türöffnung vorbereitet. Dazu wurde der Delaborierer durch den Angriffstrupp, mit Wasser am Strahlrohr und angeschlossenen Atemschutz, geschützt.
Um 16:56 Uhr wurde mittels Schlüssel versucht in den Raum zu gelangen. Der Schlüssel passte, doch die Tür ließ sich nicht öffnen. Im zweiten Versuch um 16:58 Uhr konnte die Tür mit dem Halligen Tool geöffnet werden. Im Anschluss wurden weitere Gasmessungen im Anschlussraum der Gashauptleitung vorgenommen, die alle negativ waren. Der Raum war leer, im Bereich der hier befindlichen Gasleitung lag Werkzeug, dass augenscheinlich schon längere Zeit nicht mehr benutzt wurde. Von diesem Raum führt ein Verbindungstunnel in Richtung des Getränkelagers Kusche, was den Gasgeruch in diesem Bereich erklärte. Es konnte festgestellt werden, dass der Zähler der Gasleitung ausgebaut war. Vor dem, während des Einsatzes erforderlich gewordenen Absperren der Gasleitung, hätte durch das Öffnen der in diesem Raum befindlichen Absperrhähne ungehindert Gas ausströmen können. Diese Situation wurde durch die ENBW am folgenden Tag beseitigt.
Durch das Kleineinsatzfahrzeug der Feuerwehr wurden die Gasflaschen zur Spurensicherung zum Gebäude der Kriminalpolizei am Hirsauer Wiesenweg transportiert.
Ein Verursacher konnte nicht ermittelt werden, die Kriminalpolizei nahm ihre Ermittlungen auf. Die Freiwillige Feuerwehr Calw war mit 10 Einsatzfahrzeugen und 39 Einsatzkräften vor Ort.